Sommertraum

Autor: Joshua Hildebrand • Erschienen in der "VW SPEED" (S. 34 - 41), Ausgabe 3/13

Rechtzeitig zum Frühlingsstart darf man noch einmal in der Vergangenheit schwelgen, denn Tristan Cornil darf etwas ganz Besonderes sein Eigen nennen: Nicht irgendeinen Käfer, sondern ein Cabriolet von 1960. Wird da etwa jemand neidisch?

 

 Viele Autofans sagen ja über die heutigen Automodelle, sie hätten keine eigenen Charakter mehr und wären langweilig. Wahrscheinlich dachte sich das auch Tristan Cornil (37) aus Froidmont in Belgien. 2010 entschloss er sich zum Kauf seines – damals originalgetreuen – Käfer Cabriolets von 1960 und bezahlte für das 50 Jahre alte Wirtschaftswunder stolze 13500 Euro. Umgerechnet sind das rund 27.000 Mark – man bedenke: Das Auto gab es damals schon für ein Viertel des heutigen Preises. Genug der Anekdoten aus vergangenen Jahren. Der 37-Jährige ist ein wahrer Auto-Freak und weiß genau, worauf es ankommt. In seiner eigenen Werkstatt repariert er Autos und bereitet sie wieder auf.

 

Handmade in Belgique

 

Selbstredend, dass Tristan bei seinen Käfer selbst Hand anlegte. Er reparierte die angeschlagene Karosserie, an der 50 Jahre nicht spurlos vorübergegangen waren. Anschließend modifizierte er ausschließlich den hinteren Kotflügel mit Fender-Teilen (bekannt in UK und Australien für Kotflügel, die den oberen Teil des Rades verdecken) und lackierte den Käfer daraufhin in VW-braun (LA8A).

Das Herz des „Convertible“ Käfers ist ein Boxermotor mit komplett neuem AS41-Block : Der Vierzylinder-Motor mit 1800 ccm Motor leistet rund 100 PS – Gekühlt wird dieser mit Luft, ganz wie damals. Ein 40er Doppelvergaser von „Dellorto“ und eine elektrische Benzinpumpe sind ebenfalls verbaut. Da bekommt man doch sofort Lust, loszufahren, oder?! Apropos: Gestartet wird Tristans Käfer natürlich elektrisch – und zwar mit einer elektrischen Zündung von MSD. Wer denkt, die „gerade mal 100 Pferdchen“ wären langsam, der liegt falsch. Ganz im Gegenteil, der Motor spricht rasch an und hat ordentlich Qualm an der Kette. Ingenieurskunst made in West-Germany. Um ihn aber noch „spritziger“ zu machen, bestückte man ihn mit einer „schärferen“ 120° Nockenwelle von „Engle“ und verbaute ein echtes Highlight: Den Keramik-beschichtete „A1“ Sidewind-Krümmer. Das Getriebe, die Schaltung und die Hinterbremsen hat man – den Oldtimer-Freund wird´s freuen – original gelassen, denn ein Käfer soll ein Käfer bleiben.

Zu viel wollte der 37-Jährige Belgier nicht verändern. Das Konzept des neuen „alten“ Käfers sollte seine ganz eigene Interpretation darstellen: Man nehme einen alten Käfer, restauriere ihn, führe ein paar Verbesserungen durch und verleihe ihm die Zeichen des modernen Tunings – fertig ist der Retro-Look und das coole Design à la Tristan Cornil.

Neben den neuen Scheibenbremsen von CSP vorne bekam der braune Beetle eben das erwähnte Etwas der Neuzeit: Ein Airride-Fahrwerk mit einerm Airboy-Kompressor vorne und zwei Airboys hinten. Tieferlegung in Millimeter: Mehr geht nicht. Und wie es sich für einen Shootingstar gehört, steht auch dieser Käfer auf besonderen Schuhen: polierte 15-Zoll Felgen von Empi mit 145/65/15-Bereifung vorne und breitere 185/65/15-Schlappen für die Antriebsachse hinten.

 

„Nehmen Sie Platz!“

 

Der Innenraum unseres Käfers präsentiert sich edel, originalgetreu und an den richtigen Stellen ein wenig nachgeschärft. Was sofort ins Auge fällt ist das Lenkrad. Nicht nur, weil es so schön einfach und handlich ist, sondern vielmehr weil das Logo der Schwaben-Schmiede Porsche auf ihm prangt. Rechts daneben befindet sich ein herrliches Nostalgie-Radio von Blaupunkt, welches so sehr zum Look passt, dass man denken könnte, es wäre schon damals so verbaut worden. Ebenso reizend, wie nützlich, präsentieren sich im Handschuhfach drei Anzeigen, die über Öldruck und -temperatur des Motors, sowie über den Luftdruck des Fahrwerkes informieren sollen. Die originalen Sitze von 1960 hat Tristan mit Vinyl-Bezug von TMI in beige überzogen und mit „Simson“ Sicherheitsgurten ausgestattet. Interessant ist auch das Armaturenbrett unterhalb der Steuereinheiten: Dieses hat Tristan nämlich selbst aus Bambusholz gefertigt und eingebaut. Old meets cool – der Look des getunten Käfers von Tristan hat was. Lässig versprüht er diesen Strand-Charme und die Lust auf Sommer, Sonne, Sonnenschein.

 

Der Belgier arbeitet er bereits an seinem nächsten Projekt: Einem Porsche 356 AT2 von 1959. In dieses Modell hat er sich so sehr verliebt, dass er es komplett restaurieren, wieder herrichten und tunen will. Wir sind uns sicher: Von Tristan und seinen ausgefallenen Ideen wird man wieder hören…

 

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